Donnerstag, 22. Juli 2010

Vorgeschichte

Witzigerweise habe ich mein Leben lang geglaubt, alles sei in Ordnung. Wie der Titel meines Blogs bereits sagt, war es das nicht. Zum näheren Verständnis möchte ich noch sagen, dass es mir schwer fällt, die Vorgeschichte aus der Perspektive vor der Medikation zu beschreiben, da ich aktuell mein größter Kritiker bin und irgendwie das Gefühl habe mir gegenüber nicht objektiv sein zu können. Damit will ich sagen: Mein Leben vor der Medikation war anstrengend und chaotisch, aber das war 31 Jahre lang Normalität. Meine Perspektive jetzt ist eine andere und ich betrachte einiges aus meinem "früheren Leben" wie ein Fremder. Naja, ich schilder jetzt einfach mal meine Vorgeschichte, vielleicht wird dann deutlicher, was ich meine.

Ich hatte eine relativ durchwachsene Schulzeit, mit mehr Tiefen als Höhen, was aber meiner Meinung nach - und der Meinung vieler anderer Personen - lediglich in meiner Faulheit lag. Kritisiert wurde, neben meiner Faulheit, auch meine Unstrukturiertheit die sich zum einen in unglaublicher Schlamperei und zum Anderen in übermäßiger Vergesslichkeit manifestiert hat.
Dies hatte natürlich nicht nur Auswirkungen auf meine schulische Laufbahn, sondern sorgte auch im Freizeit/Privatbereich für Probleme.
Die Beispiele reichen von Rechnungen so lange nicht überweisen, bis ein Inkasso Unternehmen das Geld eintreibt (Geld war zu jedem Zeitpunkt vorhanden), über das Nicht-Fähig-Sein ein Ordnungssystem länger als einen Tag aufrecht zu erhalten, bis hin zu Kleinigkeiten, wie meine Kaffeetasse an den sinnlosesten Orten abzustellen, um sie dann Minuten lang zu suchen.
Aber nochmal, all das war für mich normal und ich habe gelernt mit dem Image des liebenswürdigen (ja das bin ich ;) verplanten Typen zu leben. Diese "Symptome" zogen sich durch meine gesamte Jugendphase und hatten mal schlimmere mal weniger schlimme Auswirkungen auf mein Leben. Richtig schwierig wurde es in den letzten drei Jahren. Ich habe geheiratet und meine Frau hat ein Kind mit in die Ehe gebracht. Ein Familienalltag erfordert viel Struktur, Planung und Ordnung, zumindest mehr, als ich zustande brachte. Das gleiche im Beruf. Ich habe trotz meiner Schlamperei, Faulheit usw.. mein Studium abgeschlossen und arbeite seit Oktober 2009 Vollzeit.
Im Mai 2010 wurden meine Probleme so massiv, dass ich, wenn ich nicht meinen Job und meine Familie verlieren wollte, etwas unternehmen musste, aber nicht konnte. Meine Frau war schließlich diejenige, die mir dazu riet, mich auf ADHS untersuchen zu lassen.

Aber der Reihe nach. Es folgt Vorgeschichte Kindheit und Schule