Dienstag, 3. August 2010

Zwischenstand

Bin gerade in einer streßigen Phase in meiner Arbeit. Ab nächster Woche wird es ruhiger und da folgt auch wieder mehr von mir.

Mittwoch, 28. Juli 2010

Motivation und Verweigerung

Heute ist wieder einer dieser Tage. Ich weiß, ich will, aber gehen tut es nicht.
Was meine ich damit?

Ich weiß, dass ich ADHS habe, ich will mich motivieren, in meiner Arbeit alles richtig zu machen, aber ich tue es nicht. Ok, Dopamin, alles klar, aber ist das immer die Erklärung? Was ist das normale Maß an nicht motiviert sein? Die Grenzen verschwimmen und irgendwo dazwischen liegt vermutlich die Wahrheit. Aber ich sehe sie nicht.

Dann der Berg, der sich vor einem auftürmt. Im einen Moment wirkt er überwindbar im anderen unerreichbar. Eigentlich ist Vieles schon besser. Aber Einiges auch nicht.

Und dann wächst die Wut. Ich meine, Medthylphenidat ist im BTMG aufegelistet, ich nehme es täglich und am Anfang kam das Gefühl, boah ich kann! Ich brauch das nicht mehr, stundenlang im Internet surfen obwohl man eigentlich was tun könnte. Prokrastination.

Was für ein Wort. Und es bedeutet alles in meinem Leben. Motivation, also das nicht Vorhandensein von Motivation ist Prokrastiantion.

Tolle Fachbegriffe, aber jeder, der sich nicht mit der Materie befasst hat, sagt einfach nur "faul".
Geht ja gar nicht.

Naja mehr folgt bald.


Montag, 26. Juli 2010

Die nächsten Tage

In den nächsten Tage werde ich, wie angekündigt, etwas zum Thema Motivation und Verweigerung schreiben. Aktuell fehlt mir die Motivation :)

Freitag, 23. Juli 2010

Vorgeschichte Kindheit und Schule Teil 2

Das Lügen habe ich als Methode, unangenehmen Situationen (vorerst) aus dem Weg zu gehen, in meine Persönlichkeit aufgenommen. Das ging so weit, dass ich gelogen habe, obwohl es gar nicht nötig war. Komischerweise war ich in punkto Lügen sehr kreativ und ordentlich. Ich kannte mich ziemlich gut in meinen Lügenkonstrukten aus und wusste mich meistens immer wieder rauszureden.
Klar, letzten Endes kam alles raus und ich gelobte Besserung und tat nichts dergleichen. Das hat die Beziehung zu meinen Eltern stark belastet, die sich bis heute schwer tun, mir Vertrauen zu schenken.

Aber warum habe ich eigentlich ständig gelogen?

Das hing vor allem mit einem ständigen Versagen zusammen. Sachen, die ich vergesse, verschlampe (Ich hab zwei mal mein Fahrrad auf dem Spielplatz vergessen und beim zweiten Mal war es dann auch weg), oder einfach nicht erledige haben Auswirkungen auf die Menschen in meiner Umgebung. Angefangen hat es mit Vorwürfen, denen ich mich sehr oft ausgesetzt sah. Man muss dazu sagen, dass während meiner Kindheit ADHS/ADS noch weitestgehend unbekannt war.
Daher mussten meine Eltern/Familie/Lehrer/Freunde/Bekannte annehmen, dass ich
vergesslich, schlampig und faul bin und keinerlei Bereitschaft zeige, das zu ändern.

Das Resultat waren zum einen Lügen, mit denen ich mich kurzzeitig entlasten konnte.
Aber das wirklich erschreckende für mich war, dass mein Selbstbild anders war. Ich konnte mir nicht erklären, was mit mir nicht stimmt. Erklärungversuche waren zum Beispiel, das meine Eltern maßlos übertreiben und sie sicher genauso waren, oder dass andere Kinder und Jugendliche sicher genauso wie ich sind. Ich hielt mich für gut und normal, so wie ich bin. Meistens gab ich dann eben anderen die Schuld an der Gesamtsituation "Hätte sie mich nicht so unter Druck gesetzt, dann hätte alles geklappt. Würdet ihr mich nicht so kontrollieren, dann hätte ich es von selbst getan!" uund so weiter und so fort....
Seltsamerweise habe ich meine Schule mit 24 auf dem zweiten Bildungsweg doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss bringen können. Ich hatte sogar ein relativ gutes Fachabitur mit einem Schnitt von 2,4.

Und das bringt mich gleich zu meinem nächsten Thema, nämlich meine Motivation und meine Verweigerung. Bis heute ist mir nicht ganz klar, warum ich für mache Dinge unheimlich viel Energie aufbringen konnte und für andere nicht.



Donnerstag, 22. Juli 2010

Vorgeschichte Kindheit und Schule Teil 1

Ich habe gerade meine Grundschul- und Gymnasiumszeugnisse durchforstet und musste ein wenig lächeln. Gerade in der Grundschule standen häufig Begriffe wie lebhaft oder humorvoll in den Zeugnissen. Oder hier, ich schreib mal ab: "Dabei ist seine Sitzhaltung immer wieder zu korrigieren. Er muss außerdem stets angehalten werden, seinen Arbeitsplatz aufzuräumen, damit er ungehindert arbeiten kann." Das war in der 1. Klasse. Dieser Satz steht so, oder abgewandelt in jedem Zeugnis der Grundschule.
Die Grundschule habe ich aber trotz dieser Tadel relativ problemlos bewältigt und auch meinen Übertritt ins Gymnasium geschafft. Meine schulischen Leistungen fielen ab der 7. Klasse ab und in der 9. Klasse bin ich das erste Mal sitzen geblieben.
Aber was heißt eigentlich schulische Probleme? Wie oben schon erwähnt wurden die meisten meiner Probleme, also schlechte Noten, auf meine Faulheit zurückzuführen. Und von außen betrachtet war ich ja auch faul. Ab einem gewissen Alter (Pubertät) habe ich jede Gelegenheit genutzt unangenehmen Aufgaben zu entkommen. Und je weniger die elterliche Kontrolle wurde, desto weniger wurde der Druck auf mich und desto weniger habe ich mich unangenehmen Aufgaben gewidmet, bis ich eben irgendwann gar nichts für die Schule gemacht habe. In der 9. Klasse habe ich die Hälfte der Zeit geschwänzt. Außerdem fing das Lügen so richtig an. Ich habe durch das ständige Nicht-Erledigen von irgendwelchen Dingen mit kleinen Notlügen begonnen.

Ja, Lügen ist nicht gut. Lügen ist falsch und man verliert das Vertrauen der Menschen um einen herum. Dennoch habe ich es ständig getan. Ich habe erzählt, dass meine Hausaufgaben erledigt wären, hab erzählt dass ich nachmittags nicht ferngeschaut habe, ich hab ganz einfach erzählt was ich wollte, um mir Zeit zu erkaufen, in der ich mir die meisten Male ernsthaft vorgenommen habe, das versäumte auf jeden Fall bald zu erledigen. Und selbst wenn es dann rauskam, habe ich die Sachen noch abgestritten.



Vorgeschichte

Witzigerweise habe ich mein Leben lang geglaubt, alles sei in Ordnung. Wie der Titel meines Blogs bereits sagt, war es das nicht. Zum näheren Verständnis möchte ich noch sagen, dass es mir schwer fällt, die Vorgeschichte aus der Perspektive vor der Medikation zu beschreiben, da ich aktuell mein größter Kritiker bin und irgendwie das Gefühl habe mir gegenüber nicht objektiv sein zu können. Damit will ich sagen: Mein Leben vor der Medikation war anstrengend und chaotisch, aber das war 31 Jahre lang Normalität. Meine Perspektive jetzt ist eine andere und ich betrachte einiges aus meinem "früheren Leben" wie ein Fremder. Naja, ich schilder jetzt einfach mal meine Vorgeschichte, vielleicht wird dann deutlicher, was ich meine.

Ich hatte eine relativ durchwachsene Schulzeit, mit mehr Tiefen als Höhen, was aber meiner Meinung nach - und der Meinung vieler anderer Personen - lediglich in meiner Faulheit lag. Kritisiert wurde, neben meiner Faulheit, auch meine Unstrukturiertheit die sich zum einen in unglaublicher Schlamperei und zum Anderen in übermäßiger Vergesslichkeit manifestiert hat.
Dies hatte natürlich nicht nur Auswirkungen auf meine schulische Laufbahn, sondern sorgte auch im Freizeit/Privatbereich für Probleme.
Die Beispiele reichen von Rechnungen so lange nicht überweisen, bis ein Inkasso Unternehmen das Geld eintreibt (Geld war zu jedem Zeitpunkt vorhanden), über das Nicht-Fähig-Sein ein Ordnungssystem länger als einen Tag aufrecht zu erhalten, bis hin zu Kleinigkeiten, wie meine Kaffeetasse an den sinnlosesten Orten abzustellen, um sie dann Minuten lang zu suchen.
Aber nochmal, all das war für mich normal und ich habe gelernt mit dem Image des liebenswürdigen (ja das bin ich ;) verplanten Typen zu leben. Diese "Symptome" zogen sich durch meine gesamte Jugendphase und hatten mal schlimmere mal weniger schlimme Auswirkungen auf mein Leben. Richtig schwierig wurde es in den letzten drei Jahren. Ich habe geheiratet und meine Frau hat ein Kind mit in die Ehe gebracht. Ein Familienalltag erfordert viel Struktur, Planung und Ordnung, zumindest mehr, als ich zustande brachte. Das gleiche im Beruf. Ich habe trotz meiner Schlamperei, Faulheit usw.. mein Studium abgeschlossen und arbeite seit Oktober 2009 Vollzeit.
Im Mai 2010 wurden meine Probleme so massiv, dass ich, wenn ich nicht meinen Job und meine Familie verlieren wollte, etwas unternehmen musste, aber nicht konnte. Meine Frau war schließlich diejenige, die mir dazu riet, mich auf ADHS untersuchen zu lassen.

Aber der Reihe nach. Es folgt Vorgeschichte Kindheit und Schule