Freitag, 23. Juli 2010

Vorgeschichte Kindheit und Schule Teil 2

Das Lügen habe ich als Methode, unangenehmen Situationen (vorerst) aus dem Weg zu gehen, in meine Persönlichkeit aufgenommen. Das ging so weit, dass ich gelogen habe, obwohl es gar nicht nötig war. Komischerweise war ich in punkto Lügen sehr kreativ und ordentlich. Ich kannte mich ziemlich gut in meinen Lügenkonstrukten aus und wusste mich meistens immer wieder rauszureden.
Klar, letzten Endes kam alles raus und ich gelobte Besserung und tat nichts dergleichen. Das hat die Beziehung zu meinen Eltern stark belastet, die sich bis heute schwer tun, mir Vertrauen zu schenken.

Aber warum habe ich eigentlich ständig gelogen?

Das hing vor allem mit einem ständigen Versagen zusammen. Sachen, die ich vergesse, verschlampe (Ich hab zwei mal mein Fahrrad auf dem Spielplatz vergessen und beim zweiten Mal war es dann auch weg), oder einfach nicht erledige haben Auswirkungen auf die Menschen in meiner Umgebung. Angefangen hat es mit Vorwürfen, denen ich mich sehr oft ausgesetzt sah. Man muss dazu sagen, dass während meiner Kindheit ADHS/ADS noch weitestgehend unbekannt war.
Daher mussten meine Eltern/Familie/Lehrer/Freunde/Bekannte annehmen, dass ich
vergesslich, schlampig und faul bin und keinerlei Bereitschaft zeige, das zu ändern.

Das Resultat waren zum einen Lügen, mit denen ich mich kurzzeitig entlasten konnte.
Aber das wirklich erschreckende für mich war, dass mein Selbstbild anders war. Ich konnte mir nicht erklären, was mit mir nicht stimmt. Erklärungversuche waren zum Beispiel, das meine Eltern maßlos übertreiben und sie sicher genauso waren, oder dass andere Kinder und Jugendliche sicher genauso wie ich sind. Ich hielt mich für gut und normal, so wie ich bin. Meistens gab ich dann eben anderen die Schuld an der Gesamtsituation "Hätte sie mich nicht so unter Druck gesetzt, dann hätte alles geklappt. Würdet ihr mich nicht so kontrollieren, dann hätte ich es von selbst getan!" uund so weiter und so fort....
Seltsamerweise habe ich meine Schule mit 24 auf dem zweiten Bildungsweg doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss bringen können. Ich hatte sogar ein relativ gutes Fachabitur mit einem Schnitt von 2,4.

Und das bringt mich gleich zu meinem nächsten Thema, nämlich meine Motivation und meine Verweigerung. Bis heute ist mir nicht ganz klar, warum ich für mache Dinge unheimlich viel Energie aufbringen konnte und für andere nicht.